Archiv für den Monat: März 2016

Was unterscheidet den Manager vom Leader? Die wichtigsten Merkmale des Konzepts „Leadership“

Manchmal lese ich mir zum Vergnügen Stellenausschreibungen durch. Als studierter Germanist sehe ich darin eine kleine Prosaform, die eigentlich fast schon eine Wissenschaft für sich ist. Die richtigen Menschen zu finden und dies entsprechend in Worte zu fassen, ist insbesondere dann nicht einfach, wenn Führungspositionen ausgeschrieben werden.

Ich finde es höchst interessant zu lesen, welche Anforderungen ausgeschrieben werden bzw. wie sich diese im Lauf der Jahre verändern. Immer öfter habe ich mich selbst gefragt, was meiner Ansicht nach die zentralen Fähigkeiten sind, die Menschen in Führungspositionen brauchen. Dabei wurde mir wurde immer klarer, dass Leadership und Management zwei sehr verschiedene Tätigkeiten sind, die auf einen ersten flüchtigen Blick vielleicht ähnlich erscheinen, sich bei genauerem Hinsehen aber sehr stark unterscheiden.

Zur Unterscheidung von Leadership und Management

Mir liegt fern zu behaupten, dass Leadership besser oder schlechter ist als Management. Vielmehr geht es mir darum, die Unterschiede klar zu benennen. Aus meiner Praxis als Berater weiß ich, dass es beispielsweise bei der strategische Planung oder im Bereich Projektleitung enorm hilft, die Dinge genau auf den Begriff zu bringen. Je klarer ich etwas in Worte fassen kann, desto leichter fällt es, den nächsten Schritt konkret in die Tat umzusetzen.

Zwischen Leadership und Management gibt es meiner Ansicht nach drei grundsätzliche Unterschiede:

  • Leadership zeichnet sich durch eine Vision und Charisma aus. Management definiert sich über Hierarchien.
  • Leadership bedeutet Wandel, Innovation und Expansion; Management bedeutet Erhalt bzw. Optimierung des gegenwärtigen Zustandes
  • Leadership baut auf Menschen, bzw. Follower; Management basiert auf einem System

Zu dieser grundsätzlichen Unterscheidung muss ich hinzufügen, dass ich beobachte, dass sich auch der Managementbereich in den letzten Jahren stark verändert. Auch hier werden soziale, emotionale und kulturelle Aspekte in der Praxis immer wichtiger.

Innovation lässt sich nicht managen. Wer Wandel und Erneuerung will, muss auf Leadership setzen.

Die zwei Grundelemente von Leadership: Charisma und eine Vision

Leader zeichnen sich durch ihre Vision und Charisma aus. Dabei möchte ich Wert darauf legen, dass die Begriffe „Vision“ und „Charisma“ nicht als mythische Größen aufgefasst werden sollte, die nur wenige Personen quasi in die Wiege gelegt bekommen. Visionen sind Ideen, Strategien und Vorhaben, die entwickelt, weiterentwickelt und angepasst werden. Manchmal kann das sogar eine sehr trockene Angelegenheit sein, die viel Arbeit erfordert und nichts mit einer göttliche Eingabe oder genialen Inspiration zu tun hat.

Ähnliches gilt für das Charisma. Dieses wird vom Soziologen Max Weber als eine Form der Herrschaft definiert. In „Wirtschaft und Gesellschaft“ unterscheidet Weber das Charisma als politischer Herrschaftsform bereits von ihrem Ursprung in der Religion – Charisma wurde dort als ein göttliches Geschenk verstanden. Ich würde dem hinzufügen, dass Charisma eine Kulturtechnik ist, die erlernbar ist. Angesichts des Führungskräftemangels, von dem immer wieder gesprochen wird, ist das eine überaus gute Nachricht: Darum halte ich es für so entscheidend, dass Unternehmen sehr früh in Fähigkeiten ihrer Talente investieren.

Autorität im Management

Management baut im Vergleich dazu viel stärker auf Hierarchien und Befehlsstrukturen auf. Natürlich kann auch ein Manager sich charismatische Eigenschaften aneignen – unbedingt notwendig ist es für die Ausübung seines Berufes nicht, da manche Management-Aufgaben stark verwaltungstechnisch geprägt sind. Andererseits geht es um (Neu-)Organisation, Effizienzsteigerung oder den Aufbau von Teams und der Förderung von Talenten. Ein großer Teil der Autorität von Managern resultiert aus ihrer Position, also ihrer hierarchischen Stellung im Gefüge. Leadership hingegen ist keine Fähigkeit, die man besitzt, weil man eine neue Stelle angetreten hat.

Mitarbeiter vs. Follower

Der Ökonom und Begründer der modernen Managementlehre Peter Drucker sagte einmal zu dem Unterschied zwischen Management und Leadership: „You manage things, but you lead people“. Das ist zwar überspitzt ausgedrückt, aber zeigt ganz deutlich: Für Manager sind Mitarbeiter ein Teil derjenigen „Gegenstände“, die sie so optimal wie möglich managen. Die Menschen, die der Vision eines Leaders folgen, bezeichne ich als „Follower“. Diesen Begriff wähle ich hier ganz bewusst, da es mir zum einen nicht ausschließlich um diejenigen Menschen geht, die durch ein Arbeitsverhältnis gegenüber einer Führungsposition verpflichtet sind. Menschen wie Steve Jobs oder Mark Zuckerberg erreichen mit ihren Visionen Tausende ihrer Follower – in den beiden genannten Fällen sogar Millionen von Menschen.

Den Begriff des Followers finde ich insbesondere im Zeitalter der Digitalisierung und von Social Media angebracht, denn auch das Konzept von Leadership muss sich den aktuellen Gegebenheiten anpassen und zum Digital Leadership wird.

Im Zeitalter von Digitalisierung muss sich Leadership zum “Digital Leadership” weiterentwickeln.

Die Kunst des Leaderships

Eine der spannendsten Fragen, die mir immer wieder gestellt wird, ist: Wie genau wird man zu einem Leader? Die Antwort ist nicht ganz so einfach, denn es gibt kein Handbuch, das alle Regeln und Verhaltensweisen enthält, die Persönlichkeiten zu Leadern machen. Ich bin der Überzeugung, dass es so ein Handbuch auch nicht geben kann, weil das bedeuten würde, aus Leadership wiederum so etwas wie Management zu machen. Denn gute Manager halten sich an die Regeln für gutes Management. Leadership ist im Gegensatz dazu eine hoch-individuelle Sache, die jede für sich selbst erfahren, entwickeln und erlernen muss. Es ist ein lebenslanger Lern- und Entwicklungsprozess.

Wenn es schon keine Handbücher oder Lehrgänge geben kann, die einen zum Leader machen, so gibt es aber doch konkrete Übungen, die einen auf den Weg zum Leadership begleiten können. Ein konkretes Beispiel: Das Konzept von Leadership, das ich hier vertrete, grenzt sich wie gesagt von der Vorstellung ab, dass Macht über Befehle und Kontrolle ausgeht. Eine praktische Übungen, die sich daraus ableitet, lautet: Geben Sie Kontrolle ab. Das erfordert ein Umdenken von vertikalen Hierarchien zu horizontalen Beziehungen. Für diese Übung sind Werte wie Vertrauen und Mut, sich auf das Ungewisse einzulassen, notwendig. Genau diese Werte sind es, die aus Leadership zu etwas Machtvollem werden lassen. Denn wer über diesen Mut verfügt, der verkörpert die Offenheit für das Neue. Das bedeutet: Ein Leader bürgt mit seiner eigenen Persönlichkeit für den Wandel.

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