„Panta rhei“ – „Alles fließt“. Diese Worte werden dem griechischen Philosophen Heraklit zugeschrieben. Alles verändert sich, nichts bleibt wie es ist. In dieser Formel steckt sehr viel Wahres und ich denke oft über sie nach, wenn ich mich mit der Digitalisierung beschäftige. Auch die Digitalisierung verändert alles. Mein tägliches Leben unterscheidet sich heute so grundlegend von dem, das ich vor 10 Jahren geführt habe. Ein wichtiger Auslöser für diese Veränderungen in der letzten Dekade sind nicht zuletzt die Entwicklungen im Bereich digitaler Techniken und neuer Kommunikationsmedien. Mich bewegt daher die Frage, wie Unternehmen auf diesen permanenten Fluss der Veränderungen reagieren müssen?
Digitalisierung und Change Management
Je länger ich mich mit der Frage beschäftigt habe, desto mehr Zweifel kamen in mir auf, dass die Digitalisierung „einfach nur so“ passiert. Ist sie also ein Teil von jenem Fluss, der einfach alles verändert, oder können wir tatsächlich Einfluss auf die Veränderungen nehmen, sie aktiv gestalten? Ich denke, dass letzteres nicht nur möglich, sondern sogar notwendig ist. Alle Unternehmen müssen sich heute der digitalen Transformation stellen. Sie betrifft nahezu alle Bereiche von Organisationen. Aber ich sage, allein sich dem Wandel zu stellen genügt nicht. Die zentrale Frage im Angesicht der Veränderungen ist: Wie lässt sich der Wandel optimal und aktiv gestalten? Ich bin daher überzeugt: In diesem Bereich führt heute kein Weg mehr Change Management vorbei.
#Digitalisierung macht es erforderlich, den #Wandel aktiv zu gestalten. #ChangeManagement
Die zwei Gesichter der Digitalisierung
Je länger ich mich mit dem Wesen der Digitalisierung, ihren Auswirkungen und ihrer aktiven Gestaltung beschäftige, desto klarer wird mir, dass sie zwei Gesichter hat. Zum einen verändert Digitalisierung grundlegend die Art und Weise wie wir kommunizieren. Sprich: Im unternehmerischen Bereich stellen sich heute neue Herausforderungen sowohl im Bereich B2B als auch im Bereich B2C. Die Aufgabe von Change Management in Bezug auf diese Veränderungen ist es zu analysieren, welche Kommunikationsstrategie in einem Unternehmen vorhanden ist und welche Verbesserungen vorgenommen werden können. So wichtig dieser Bereich auch ist, so halte ich ihn nicht für den entscheidenden Ansatzpunkt zur aktiven Gestaltung des Wandels.
Der zweite Aspekt den die Digitalisierung ausmacht, unterscheidet sich meiner Ansicht nach wesentlich von dem ersten. Wenn wir vom digitalen Wandel sprechen, meinen wir grundlegend neue Geschäftsmodelle, die quer stehen zu traditionellen Strategien und Organisationsformen. Die private Wohnungsvermittlungsplattform Airbnb hat nur einige hundert Mitarbeiter und macht der Hotelbranche weltweit Konkurrenz.
Wie man Wandel gestaltet
Auf solche neuen Geschäftsmodelle, die die Welt verändern, müssen sich Unternehmen heute vorbereiten. Was passiert, wenn in Zukunft autonom fahrende Fahrzeuge das Geschäftsmodell der gesamten deutschen Autobranche infrage stellen? Die zentrale Aufgabe von Change Management muss darum zwei Stufen der Analyse umfassen: Erstens die Prüfung, ob es eine konkrete Digitalisierungs-Strategie für das aktuelle Geschäftsmodell gibt und zu fragen, wie weit die Umsetzung vorangeschritten ist. Zweitens die Überprüfung der aktuellen und kommenden Entwicklungen auf dem Gesamtmarkt. Wie würde ein Sanitär-Betrieb reagieren, wenn über Amazon plötzlich handwerkliche Dienstleistungen angeboten werden und zwar zu einem Preis, mit dem er nicht konkurrieren kann? Würden seine Kunden ihn im Netz ohnehin finden?
Change Management und Leadership
Was bedeutet es nun aber, den digitalen Wandel aktiv zu gestalten? Der digitale Wandel in einem Unternehmen wird nicht einfach von unten „geschehen“, weil zum Beispiel alle Mitarbeiter mit einem Smartphone, Tablet oder Laptop ausgestattet sind. Der digitale Wandel hat für meine Begriffe nicht in erster Linie etwas mit Technologie zu tun. Die Veränderung aktiv zu gestaltet bedeutet, bei der Top-Management-Ebene oder der Unternehmensführung anzusetzen.
Die #digitale Zukunft ist keine Frage der #Technologie, sondern der #Unternehmensführung.
Manager, Gründer, Vorstände und Leader müssen mit gutem Beispiel vorangehen. Nur wenn die Digitalisierung ganz oben stattfindet, kann ein Unternehmen den digitalen Wandel vollständig vollziehen und erfolgreich in die Zukunft geführt werden. Ergänzend kann auch die Position eines CDO (Chief Digital Officer) die digitale Transformation eines Unternehmens voranbringen. Voraussetzung dafür ist, dass dieser aktiv in alle anderen C-Level-Bereiche eingebunden ist, damit sich die Veränderungen im ganzen Unternehmen auswirken können.
Die Voraussetzungen für Veränderung
Für eine wichtige Voraussetzung für ein erfolgreiches Change Management halte ich die Faszination und Begeisterung für die digitale Welt. Die persönliche Motivation ist ein entscheidender Motor für Veränderung und den digitalen Wandel. Das Wissen um die neuen Möglichkeiten und Perspektiven sind daher die Ausgangsbasis für Strategien. So haben die Entwicklungen im Bereich Social Media und virtuellen Netzwerken konkrete Auswirkungen auf die Führungsaufgaben. Die neuen Kommunikationsmöglichkeiten bringen mehr Transparenz und wirken sich auf die Unternehmenskultur aus. Strenge Hierarchien werden zunehmen abgebaut. Auch die Grenzen zwischen einzelnen Unternehmensbereichen müssen überdacht und gegebenenfalls neu strukturieren werden. Um jedoch zum Anfang zurückzukommen: Muss dies angesichts einer sich ständig verändernden Zeit nun auch permanent geschehen? Können Unternehmen, die mit einer permanenten Umstrukturierung konfrontiert sind, noch gut funktionieren?
Der Wandel und die Notwendigkeit einer Form
Das Konzept von „Change Management“, das ich hier vorstelle, hat ein klares Ziel: Die digitale Transformation von Unternehmen und Organisationen zu beschleunigen und sie damit zukunftsfähig zu machen. Darunter verstehe ich aber nicht, ein Unternehmen in den Zustand der permanenten Veränderung zu bringen. Die heraklitische Formel „Panta rhei“ darf nicht zum Programm von Change Management werden. Zwar vollzieht sich dieser Wandel ausgelöst durch die digitale Transformation auf der Ebene der Gesellschaft ständig. Er verändert die Mentalität und die Erwartung der Menschen. Dies zu erkennen und sich daran anzupassen halte ich auch für wichtig und richtig. Aus dieser Gesellschaft kommen sowohl die künftigen Kunden, als auch die Mitarbeiter von Unternehmen.
Change Management bedeutet für mich aber nicht einfach die Auflösung aller Strukturen, um in den freien Fluss der Veränderung überzugehen. Eine Organisation ohne feste Form ist keine Organisation, sondern ist ein chaotischer Zustand. Change Management bedeutet für mich nicht Auflösung, sondern das Finden einer neuen Form. Diese neue Form kann flexibel sein oder kann neuer Anpassungen bedürfen. Besonders im Angesicht des digitalen Wandels muss das Ziel von Change Management sein, einen neuen, handlungsfähigen Zustand anzustreben. Denn nur ein handlungsfähiges Unternehmen, kann den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen aktiv begegnen.
Sie wollen mehr über Change Management im Zeitalter der Digitalisierung erfahren?